Mieterkommunikation 2.0 – Immobilien besichtigen mit WhatsApp oder Snapchat

Etwa 70 Prozent der Deutschen nutzen Messenger wie WhatsApp. Das sind beachtliche Zahlen. WhatsApp selbst liegt mit 32 bis 35 Millionen monatlichen Nutzern dabei an der Spitze und ist sogar beliebter als Facebook, welches in Deutschland monatlich auf etwa 28 Millionen Nutzer kommt.

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Doch auf für Immobilienverwalter sind Messenger ein Segen. Immobilien tragen im Namen nämlich bereits ihr Problem: Sie sind unbeweglich. Menschen hingegen sind heutzutage sehr beweglich geworden.

So sind bspw. Termine für Immobilien-Besichtigungen oder schriftliche Absprachen mit den Mietern häufig eine Qual für alle Beteiligten.

Messenger als Arbeitserleichterung

Messenger können leidiger Korrespondenz Abhilfe schaffen: Wohnungs- und Grundstücksverwalter können Rundschreiben oder Erinnerungen an ihre Mieter innerhalb von Sekunden als Push-Benachrichtigung versenden. Integrierte Videotelefonie-Funktionen vieler Messenger erleichtern Wohnungsbesichtigungen, da so ein Mietinteressent nicht unbedingt persönlich anwesend sein muss, um sich eine Wohnung anzuschauen.

Übersicht der gängigen Messenger


Weltweit gibt es etwa 3 bis 4 Milliarden Internetnutzer, davon in Deutschland etwa 56 bis 70 Millionen. Weltweit schätzt man, dass etwa ~1,5 Mrd. Menschen regelmäßig Messenger nutzen.

WhatsApp

Der größte Messenger-Dienst in Deutschland mit z.T. bis zu 37 Millionen monatlich aktiven Nutzern erlaubt Chat, Audio- und Videoanrufe. Die App ist Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Allerdings werden Nutzerdaten in den USA ausgewertet, was datenschutzrechtlich unsicher ist.

Skype

Der in Estland entwickelte Messenger gehört heute zu Microsoft. Etwa 16 Millionen Deutsche nutzen Skype. Der Vorteil: Skype gibt es sowohl stationär für den Desktop-PC als auch als mobile App. Skype ist besonders in Unternehmen bereits weit verbreitet und wird aktiv genutzt.

Skype erlaubt auch Gruppengespräche.

iMessage

Der Messengerdienst von Apple erlaubt Chat, Audio- und Videoanrufe, ist allerdings proprietär für das Apple-Betriebssystem iOS.

Facebook Messenger

Das soziale Netzwerk Facebook hat seinen eigenen Messenger in den letzten Jahren stark ausgebaut und ihn von einem reinen Chatprogramm zu einem vollwertigen Messenger erweitert. Chat, Audio- und Videonachrichten und Livegespräche können geführt werden.

Snapchat

Der von Snap, Inc. entwickelte Messenger ist vor allem bei Jugendlichen beliebt. Der große Nachteil für Gespräche: Es gibt keine direkte Kommunikation. Die Videonachrichten, sog. Snaps, sind höchstens 10 Sekunden lang und maximal 24 Stunden abrufbar.

Snapchat eignet sich eher zum exklusiven Bewerben und ist keine klassische Messenger- oder Videotelefonie-Anwendung. Dafür wächst die Nutzerschaft rasant. 2016 waren bereits 200 Millionen Nutzer monatlich auf der Plattform.null

Google Hangout

Hangout hat sich im Lauf der Jahre von Google+ herausgelöst und kann sowohl für private als auch öffentliche Kommunikation genutzt werden. Die sogenannten Hangouts können als Chat-, Audio- oder Videogespräch geführt werden. Der Dienst ermöglicht die Einbindung vieler weiterer Google-Anwendungen.

Telegram

Das russische Unternehmen mit Sitz in Berlin bietet ebenfalls einen vollwertigen Messenger mit allen erwartbaren Funktionen. Etwa 100 Millionen Menschen weltweit nutzen den Dienst.

WeChat

Das chinesische Pendant zu WhatsApp & Co. bietet einen vollwertigen Messenger mit Chat-, Audio- und Video-Funktionen. Darüber hinaus kann man mit WeChat sogar Verträge unterschreiben, Taxis bestellen und Geld überweisen. Etwa 750 Millionen Menschen nutzen den Messenger.

Periscope

Das von Twitter gekaufte Unternehmen bietet die Möglichkeit, Live-Videos zu streamen und über das eigene Periscope-Netzwerk oder bei Twitter zu bewerben. Periscope erlaubt nur öffentliche Übertragungen. Für vertrauliche Kommunikation ist der Dienst ungeeignet.

Sonstige Anbieter

Darüber hinaus gibt es viele proprietäre Software-Lösungen, d.h. Eigenentwicklungen verschiedener Hersteller. Adobe hat mit Adobe Connect Software für Webinare erstellt, die aber auch für Videotelefonie genutzt werden können.

Darüber hinaus haben Anbieter wie Twitch oder YouTube (mit YouTube Live) verschiedene Angebote für Videoübertragungen. Sowohl Twitch als auch YouTube Live sind jedoch erst einmal öffentliche Übertragungen. Hier ist es wichtig, dass Sie die Privatsphäreeinstellungen beachten, um zu vermeiden, dass bei Ihrer Wohnungsbesichtigung das gesamte Internet mitschaut.

Mögliche Risiken von Messengern: Datenschutz und Rechtslage

Obwohl es kürzlich einige rechtliche Änderungen gab, sind Messenger für den offiziellen Schriftverkehr weiterhin keine absolut sichere Sache. Allein der ungenügende Datenschutz vieler Dienste wie WhatsApp, WeChat oder Skype (da diese Nutzerdaten außerhalb der EU verarbeiten und speichern) macht die Messenger-Kommunikation unsicher.

Doch hier gehen Rechtstheorie und gelebte Praxis auseinander. Mieter kündigen bereits über WhatsApp und Wohnungsbesichtigungen werden auch schon mit Skype auf dem Tablet durchgeführt.

Berufsgeheimnisträger wie Anwälte oder Ärzte sollten aufgrund ihrer beruflichen Sorgfaltspflichten bei Messengern zwar aufpassen, doch im gelebten Alltag sind Messenger schon häufig genutzte Technologien für die Kommunikation – und besonders im Immobilienbereich sollten Sie mit der Zeit gehen. Neue Mieter finden sich nicht leicht und wollen geködert werden. Besonders die junge Generation unter 30 spricht häufig gut an auf Technologien, die Aufgaben erleichtern.

Quellen:

Christian Allner

Christian Allner ist es sehr wichtig, Kommunikation besser zu machen und für weniger Missverständnisse sorgen. Denn moderne Kommunikationsformen ändern auf fundamentale Weise unsere Kommunikation, ein gegenseitiger Austausch belebt aber eine Gesellschaft und das Miteinander. In der HSB Akademie ist er als Gastdozent im Bereich Blog tätig. Zum Profil von Christian Allner